Philosophie und Geschichte

Historische Entwicklung und Konzept der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die früheste Erwähnung von Yin und Yang findet sich im „Buch der Wandlungen“ (Yi jing), das etwa 700 v. Chr. verfasst wurde. Während der Periode der Streitenden Reiche 476 – 221 v. Chr. entwickelten sich viele Denkschulen, wozu auch die Yin-Yang- Schule gehörte. Sie widmete sich dem Studium von Yin und Yang und den fünf Elementen. Ihr Hauptvertreter war Zou Yan 350 – 270 v. Chr. Diese Schule wird auch zuweilen die Naturalismus-Schule genannt, da sie zum Ziel hatte, die Natur in positiver Weise zu deuten und Naturgesetze zum Vorteil der Menschen zu nutzen, durch ein Handeln im Einklang mit den Naturgesetzen.

Fünf Elemente

Das Konzept von Yin und Yang ist wohl die einzigartigste, wichtigste und charakteristische Theorie der Chinesischen Medizin. Man könnte sagen, dass die gesamte Physiologie, Pathologie und Behandlungslehre der chinesischen Medizin letzten Endes auf Yin und Yang zurückgeführt werden können. Das Konzept von Yin und Yang ist einerseits ganz einfach, andrerseits aber auch sehr tiefgründig. Man kann es anscheinend auf der rationellen Ebene verstehen und findet doch immer wieder neue Ausdrucksformen davon in der klinischen Praxis und auch im täglichen Leben.

Yin und Yang repräsentieren gegensätzliche, aber einander ergänzende Eigenschaften.

Tag-Nacht, Licht-Dunkel, Aktivität-Ruhe, Links-Rechts, Kälte-Hitze, usw.

Yin und Yang sind nicht statisch, sondern wandeln sich ineinander um: Yin kann sich in Yang umwandeln und umgekehrt.

Auch wenn Yin und Yang Gegensätze sind, so sind sie auch voneinander abhängig, das eine kann nicht ohne das andere existieren. Alles enthält gegensätzliche Kräfte, die sich zwar gegenseitig ausschliessen, aber gleichzeitig aufeinander angewiesen sind. Der Tag kann nur nach der Nacht kommen und umgekehrt. Es gibt keine Aktivität ohne Ruhe, keine Energie ohne Materie und keine Kontraktion ohne Expansion.

Yin und Yang stehen in einem dauernden dynamischen Gleichgewicht, das durch die fortwährende Anpassung der relativen Yin- und Yang Pegel aufrechterhalten wird. Wenn entweder Yin oder Yang aus dem Gleichgewicht gerät, so beinflusst dies den anderen. Durch eine Änderung ihres Verhältnisses erzielen sie eine neue Balance.

Übermässiges Arbeiten (Yang) ohne Ruhepausen führt zu einem extremen Mangel (Yin) an Körperenergien. Übermässiges Jogging (Yang) bewirkt einen sehr langsamen Puls (Yin). Übermässiger Alkoholgenuss schafft eine angenehme Hochstimmung (Yang), dem schnell ein Kater (Yin) folgt. Übermässige Sorgen (Yang) erschöpfen die Körperenergien (Yin),  Übermässige sexuelle Aktivität (Yang) erschöpft die Essenz (Yin). Daher ist nach der Chinesischen Medizin ein Gleichgewicht in unserem Leben bezüglich Ernährung, sportlicher Betätigung, Arbeit, Gefühlsleben und sexueller Aktivität die Essenz der Vorbeugung.

Ein Verständnis dessen, wie sich Yang in Yin verwandeln kann und umgekehrt, hilft uns, rasche Übergänge des einen ins andere zu vermeiden, da diese unserem physischen und emotionalen Leben abträglich sind. Es ist jedoch in unserer modernen westlichen Gesellschaft, die darauf aus ist, von einem Extrem ins andere zu fallen, wohl nichts schwieriger zu erreichen als ein solches Gleichgewicht.

Das dynamische Wechselspiel von Yin und Yang bringt die Lebensenergie der Natur, das Qi hervor. Qi ist die Grundlage alles Lebendigen und bildet auch die Lebensenergie des menschlichen Körpers. Die Lebensenergie fliesst in Energie-Leitbahnen, den sogenannten Meridianen, durch den Körper und hat viele verschiedene Funktionen: Qi schützt den Körper vor Erkrankungen, fördert Wachstum und Entwicklung, regt die Funktion der inneren Organe an, bildet und verteilt Blut und Körpersäfte, steuert die Körpertemperatur, reguliert den Wasserhaushalt und die Verdauung. Zusammen mit der Essenz (Jing), dem Blut (Xue) und den Körpersäften (Jin Je) gehört Qi zu den Grundsubstanzen, welche die materielle und funktionelle Grundlage des Körpers bilden.

Die Behandlungen mit Traditioneller Chinesischer Medizin ziehlt darauf ab, das Qi im Körper wieder zum fliessen zu bringen und das Gleichgewicht von Yin und Yang wieder herzustellen.